Inhaltsverzeichnis:

Verzeihung - aber:
Wann sind wir eigentlich so langweilig geworden?

In meinen goldenen Jahren als Studentin und in den Anfängen meiner Laufbahn als Sängerin, habe ich vor Kreativität gestrotzt und vor Energie gesprüht.

In meiner Kölner Zeit lebte ich in einer kleinen Bohemian Style Wohnung mitten im Herzen dieser Stadt. In verrückten, bunten selbstgenähten Kostümen hoppste ich durch die Stadt und stahl die Herzen - und vielleicht auch den Verstand - meiner Mitmenschen. Ich organisierte außergewöhnliche Spieleabende und bearbeitete Holz zu Gefäßen. Ich improvisierte ohne Angst oder Scham unter der Dusche, und nachts auf dem Fahrrad durch die Stadt düsend.

Schleichend bemerkte ich, wie ich immer mehr in eine Schublade passen und zu einer glamourösen Opernwelt dazugehören wollte. Ich begann Lehraufträge anzunehmen, Geld zu verdienen und “seriöse” Gespräche zu führen. Dabei spürte ich unterschwellig immer wieder, dass ich eigentlich die leicht Verrückten mochte; die, die barfuß durch die Straßen liefen, unkonventionelle Filmprojekte und außergewöhnliche Ideen ins Leben riefen. Das waren meine Leute! Trotzdem folgte ich den Regeln… Ich achtete darauf, was ich sagte, was ich anzog, wie ich mich bewegte, welches Repertoire ich sang und wurde immer steifer und langweiliger.

Eines Tages - und das ist nicht wahnsinnig lange her - wachte ich auf und wurde mir dessen bewusst, wie ich meinen aufregenden Bohemian Lifestyle gegen ein einsames, seriöses, angepasstes Leben ausgetauscht hatte. - Ahhhh!

Vielleicht kennst Du das, von Dir selbst auch: Du hast Dir geschworen, “nie so zu werden”. So seriös, so ernst, so gestresst; BesitzerIn eines Häuschens mit einem Vorgarten und den lustigen Gartenzwergen, dem hübsch gemähten Rasen und höflichen, sonntäglichen Einladungen, und dann ganz schleichend, in einem fast unmerklichen Prozess, findest Du Dich doch genau an dem Punkt wieder, an dem Du nie hast kommen wollen. Und es fühlt sich an wie ein Gefängnis - ein Mentales aber auch ein scheinbar sehr Realistisches: die Alltagsbox des Lebens eben. - Du bist genervt von dem, was Du siehst. Von den Worten, die Du sagst, und den ach-so-gut-gemeinten Ratschlägen, die Du Deinen Kindern gibst…

So ging es mir. - Ich habe an mir gerüttelt und geschüttelt, meine Zweifel verbannt, und nun entfessle ich mein Ich! Ich entfessele meine Kreativität - und damit meine ich nicht, dass ich angefangen habe zu basteln! - Das überlasse ich meiner Tochter, die darin wesentlich geschickter ist als ich. - Sie kreiert kleine magische Bastelwunder. ;-)

Ich schenke mir Raum zum Schreiben. Ich male und bekritzle Wände und treffe mich mit Menschen, die das auch wollen; die verrückt denken. Ich werde Neues ausprobieren, Pop und Jazz singen. Ich werde tanzen und auf der Straße singen. Meine Kreativität durch meinen Kleidungsstil ausdrücken - MICH durch meinen Kleidungsstil dem Außen zeigen; in meiner vollkommenen, tiefen Authentizität.

Jahrelang habe ich mir das nicht mehr erlaubt und jetzt tue ich es wieder! Es fühlt sich an wie ein Ausbruch aus eben diesem Gefängnis.

Kreativität ist das Werkzeug, um all das, was wir in unserer Persönlichkeitsentwicklung kognitiv über Coachings, Bücher, Austausch lernen, auch umzusetzen. Kreativität führt uns zu der Fülle, nach der wir so dringend suchen. - Noch mehr: Sie macht uns frei im Kopf und macht uns attraktiv, wie sonst was.

Warum ich das tue? Ich weiß, dass Kreativität ein Muskel ist, den wir genauso trainieren können wie unsere Muskeln in den Beinen und Armen.

Bei all’ dieser Kreativität geht es aber um so viel mehr als um das Leben und die Freude! Es geht darum, zu seiner wahren Größe zu kommen und zu einem Selbst zu werden.

Das, was uns schleichend passiert, ist die Anpassung an ein konstruiertes Leben, welches nicht im entferntesten Sinne etwas mit einer Wahrheit, geschweige denn mit der Realität zu tun hat.

Ich sehe so viel Langeweile, Angst, Verzweiflung und gähnende Leere in all’ dem lauten Marketing da draußen. Ich sehe Menschen, die eigentlich danach lechzen kreativ zu sein, die aber zurückgehalten werden, weil sie glauben, sie müssen wirken. Aber was sie nicht verstehen, ist, dass wir gar nicht wirken müssen. Alles, was wir brauchen, ist es, zu SEIN. Das ist das Wirken. Unsere größte Stärke ist unser SEIN.

Ich suche nach wahrer Inspiration und Größe. Das ist es, was mich und viele andere erfolgreiche Menschen tatsächlich in den Bann zieht. Und das kann -  meiner Ansicht nach - die Kunst. Das ist die wahre Natur des Künstlers. Wir sind die Musen, an denen sich die Menschen reiben, um ein Stück von uns abzubekommen. Genau deshalb bin ich so gerne mit KünstlerInnen, Barfuß-LäuferInnen, FilmemacherInnen, VisionärInnen zusammen. Sie leben die Idee von Verrücktheit, von "Selbst Werden" und von dem Leben, das es sich lohnt zu leben.

Lasst uns genau das wieder entdecken und die Schublade mal durchlüften und entstauben.
Frage Dich, ob all’ die Stimmen, die sagen, dass Du gerade nicht kreativ sein kannst, keine Zeit hast, noch einen Kurs an der Volkshochschule belegen musst - und dabei genau weißt, dass Du all’ das sowieso nicht brauchst - ein Teil von Deiner inneren Wahrheit sind?

Backe doch mal Kekse in Tierform und gebe ihnen Namen, lackiere Deine Nägel ganz bunt, schreibe Gedichte - einfach so - aus purer Freude. Improvisiere, erfinde Charaktere und / oder entwickle ein Theaterstück. Lerne eine neue Kunstform, falte Origami. Egal, was, aber tu's einfach. Am besten täglich 10 -20 Minuten lang und ich bin mir sicher, dass sich etwas in Dir bewegen wird. Erzähl mir gerne davon, ich bin so neugierig!

Und happy women's day! Brecht doch heute mal aus und lebt euer wildes Leben.


Error 1020

The page ownership has changed. You do not have the appropriate permissions. The page is encrypted.